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Pompeji

Pompeji - HAUS DES FAUNS





Tigerreiter
vor 80 v.Chr.

Mosaik
85 x 85 cm
Museo Nazionale, Neapel


Zu den berühmten Mosaiken aus dem Haus des Fauns geört der sogenannte Tigerreiter. Das Thema stammt aus dem Dionysos-Mythos. Der geflügelte Bacchusknabe, efeubekränzt, in der Rechten den gefüllten Becher tragend, leitet mit schwachem Zügel leicht das mit Weinlaub geschmückte Raubtier, das über einen Thyrsosstab mit Bändern (Stab des Dionysos und der Mänaden, mit Weinlaub oder Efeu und mit einem Pinienzapfen geschmückt) hinwegschreitet. Ist es ein Tiger oder ein Löwe? Der Künstler hat die Formen offenbar vermischt.

Das Mosaik stellt die Macht des jungen Gottes über die rohen und wilden Kraäfte der Natur dar. Blumen und Fruchtkränze (hier nicht sichtbar), die gleichsam an Masken aufgehängt sind, bilden einen wirkungsvollen Rahmen.




Tanzender Satyr
um 125 - 101 v.Chr.

Bronzestatuette
Museo Nazionale, Neapel


Die Figur, der das Haus seinen modernen Namen verdankt, wurde neben dem Impluvium des tuskanischen Atriums liegend aufgefunden. Dass sie neben dem Wasserbecken stand, ist möglich, aber durch nichts gesichert.

Auf beiden Fußspitzen balancierend, scheint der Satyr eher zu seinem Tanz den Takt zu schlagen als mit den Fingern zu schnalzen. Der zurückgeworfene Kopf, an dem die Augen modern eingelegt sind, verrät in Form und Ausdruck den Nachklang des hohen Hellenismus. Das Gezierte, fast Gekünstelte der Bewegung, die dazu im Gegensatz steht, lässt es indes geraten erscheinen, das Werk nicht vor dem späteren 1. Jh.v.Chr. einzuordnen.



Pompeji - VILLA DEI MISTERI


GROSSER FRIES
um 50 v. Chr.
Höhe des Bildfrieses etwa 190 cm

Ein Weinlesefest waren die ländlichen, die sogenannten kleinen Dionysien. Während der städtischen, der sogenannten großen Dionysien fanden die Aufführungen von Tragodien und Kommödien statt. In die Welt der Dionysos-Mysterien gibt der Fries in der sogenannten Mysterienvilla einen Einblick. Der alle vier Wände des Raumes füllende Fries ist in Gruppen komponiert, welche die einzelnen Szenen der Weihehandlung zeigen.


NORDWAND (links)




Nordwand 1


Die Darstellung beginnt rechts der Tür zum anschließenden Cubiculum mit der Einleitung der Mysterienfeier. Eine alte Frau ist - von links nach rechts schreitend - herbeigekommen, um an der Feier teilzunehmen. Sie hat den feinen Schleier, mit dem sie ihr Haupt verhüllt, etwas zurückgenommen und stütz die rechte in der Hüfte. Die Frau trägt ein schweres Faltengewand, das an Statuen des 4. Jahrhunderts erinnert. Einem Knaben scheint sie zuzuhören, der vielleicht das Ritual oder einen Hymnus auf Dionysos und Ariadne vorliest. Neben dem Knaben sitzt eine junge Frau auf einem Sessel, den das Gewand verdeckt, in das sie verhüllt ist. In ihrer linken Hand, die ein Ring schmückt, hält die Frau eine Schriftrolle. Die rechte Hand mit dem Griffel legt sie auf die Schulter des nackten Knaben. Vielleicht dürfen wir in dieser Gruppe Mitglieder der Familie sehen, die das Fest feierlich begeht. Die Frauen tragen Gewänder in goldenem Rot, Violett, Gelb und Grün.. Das Porträthafte der Frauen ist unverkennbar. Jede Figur und Gruppe erscheint plastisch und in sich geschlossen. Trotzdem leitet die Bewegung einer Figur jeder Gruppe zur folgenden über. Hier ist es ein junges Mädchen, das einen Teller mit Opfergaben ...




Nordwand 2


... zur nächsten Gruppe von drei Frauen trägt, die um einen Tisch versammelt sind. Mit Efeu bekränzt führen sie eine priesterliche Handlung aus. Plötzlich erscheint das Gefolge des Dionysos, Silene und Satyrn, unter der menschlichen Kultgemeinschaft. Ein alter bekränzter Silen hat seine Leier ergriffen und beginnt die Saiten zu schlagen.Sein Blick ist dem göttlichen Paar, Dionysos und Ariadne (auf der Ostseite des Raumes) zugewandt.




Nordwand 3


Daneben blickt ein junger Satyr, in ein Bocksfell gehüllt, die Hirtenflöte (Syrinx) ansatzbereit in der Hand, zu seiner Nachbarin. Dieses Satyrweibchen stützt sich sich auf einem Felsen ab und reicht einer Ziege die rechte Brust zum Trinken. Beherrscht wird die Szene von einer Frau, die mit erschrockener Mine und abwehrender Geste das sich bauschende Gewand wie zum Schutz über den Kopf zieht. Sie flieht vor dem Anblick eines geflügelten Dämons (rechte Seite der Ostwand).




Ostwand 1


Auf diese fliehende Frauengestalt hat ein zweiter Silen, den kahlen Schädel mit dem Efeukranz geschmückt, den Blick gerichtet. Auf einem Felsen sitzend, hält er einem jungen Satyr einen Weinkrug hin. Der Satyr trinkt nicht aus dem Gefäß, sondern blickt angestrengt auf dessen Grund. Aus den Weinresten wird er ein Orakel verkünden. Ein zweiter Satyr mit verschmitztem Gesicht hält über der Gruppe die Satyrmaske des Satyrspiels, des heiteren Schlußspiels nach der Aufführung von drei Tragödien (Trilogie). Silen und Satyr weisen auf die nächste Gruppe, auf Dionysos und Ariadne, hin. Der Gott mit Thyrsosstab lehnt sich lässig an Ariadne, die den efeubekränzten Gatten liebend in die Arme schließt.




Ostwand 2


Geheimnisvoll erscheint die folgende Gruppe. Eine Frau ist dabei, das verhüllende Tuch über einem geflochtenen Korb, einer Getreideschwinge, zu lüften. In dem Korb befindet sich als Symbol der Fruchtbarkeit ein aufgerichteter, verhüllter Phallus. Der weibliche Dämon daneben, mit ausgebreiteten Flügeln, holt mit einer langen Gerte zu einem Schlag aus.




Südwand 1


Die Rute soll auf den entblößten Rücken eines Mädchen niedersausen, das schutzsuchend vor einer sitzenden Frau niederkniet. Mit geschlossenen Augen erwartet die Einzuweihende den Schlag. Erst durch den Schlag mit der Gerte wird das Mädchen gereinigt und würdig, in die Kultgemeinschaft des Gottes aufgenommen zu werden. Die nackte Eingeweihte, die sich vor dem dunklen Gewand einer Frau mit Thyrsosstab großartig abhebt, tanzt, Schallbecken schlagend, am Ende der Zeremonien einen kultischen Tanz. Mit dieser Szene schließt der zusammenhängende Fries. Soweit bislang gedeutet zumindest.

Die Südwand des Zimmers zeigt noch eine weitere Gruppe: Vor einer Dienerin eine sitzende Frau, die sich ihr Haar aufsteckt. Ein Eros hält der Frau einen Klappspiegel vor, ein anderer Eros, auf einen Pfeiler gelehnt, sieht zu.

Auf der Westwand des Zimmers, gleich neben der Zimmertür, erscheint eine ältere Dame mit Mantel auf breitem Stuhl. Hat der Maler die Hausherrin dargestellt?

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Textquelle: Seider, Richard: Römische Malerei. Die Blauen Bücher.
K.R. Langewiesche Nachfolger Hans Köster. Königstein im Taunus, 1968. S. 10f.